Der Osterode-Elbinger Kanal, auch Elbinger Kanal genannt, bildet ein einzigartiges Wasserwegsystem, das die westmasurischen (oberländischen) Seen mit dem Frischen Haff verbindet. Seine Besonderheit beruht auf der Überwindung eines ca. 100 m großen Wasserstandunterschiedes mithilfe vom Schleusen- und Rollbergensystem. Die Rollberge sind Schienenaufzugsanlagen, die mechanisch mit der Wasserdurchflusskraft angetrieben werden. Der Kanal – ein Wunder der hydrotechnischen Kunst von Weltrang – wurde vom preußischen Ingenieur Georg Jacob Steenke im zweiten Viertel des XIX. Jhs. unter Herrschaft von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen entworfen und unter Herrschaft von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zwecks der wirtschaftlichen Wasserverbindung der Ostpreußen mit der Ostsee gebaut. Der Kanal wartete viele Jahre auf den Baubeginn, der letztendlich am Ende Oktober 1844 stattfand.

Nur 8 Jahre lang dauerte der Bau der Strecke zwischen den oberländischen Seen und dem Ort, wo heutzutage die Rollberge des Kanals ihren Anfang haben. 1852 begann zwischen Iława [Eylau] und Karczemka ein Dampfschiff der Eylauer Reederei Kardinal und später auch der Reederei Matzmor (Schrauben-Dampfschiffe „Martha“ und „Ernst“) zu fahren. Der Schiffsreeder Munter aus Zalewo [Saalfeld] verfügte über ein Schiff „Ursula“. Zwei Schleusen: „Zielona“ [„Grüne“] und „Miłomłyn“ [„Liebemühl“] wurden schon 1849 dem Verkehr übergeben und seit dieser Zeit verbindet der Schifffahrtsweg Iława [Eylau] und Zalewo [Saalfeld] mit Miłomłyn [Liebemühl] und Ostróda [Osterode].

Die Strecke Elbląg – Ostróda wurde offiziell erst am Ende August 1860 nebst der Übergabe des damals letzten Rollberges in Buczyniec [Buchwalde] eröffnet, obwohl das erste Dampfschiff aus Miłomłyn [Liebemühl] nach Ostróda [Osterode] schon 1856 gefahren sei. Die letzte Strecke des Kanalsystems – von Ostróda nach Stare Jabłonki [Altfinken] über den Puzy-See sowie Szeląg-Wielki-See und Szeląg-Mały-See [Groß- und Kleinschillinssee] wurde um 1873 gebaut. Fast gleichzeitig wurde eine konkurrenzfähige Eisenbahnlinie eröffnet, was die wirtschaftliche Bedeutung des Kanals verminderte. Am Anfang diente er hauptsächlich der Beförderung von Feldfrüchten, Holz und Industriewaren. 1912 fing man an, den Kanal als touristische Attraktion für Passagierschifffahrten auszunutzen.

Außer der Holzflößerei benutzte man zur Beförderung der Waren u.a. die Lastkähne aus der Elbinger Schichau-Werft sowie die Schiffe des Osteroder Wasserbauamtes: die Dampfschiffe „Steenke“, „Röthloff“ und Motorschlepper „Osterode“. Mit diesen Schiffen fuhr der spätere Reeder Adolf Tetzlaff (geb. 1888 in Siemiany [Schwalgendorf]). Seine Schiffs-Reederei Adolf Tetzlaff – neben dem wirtschaftlichen Transport – leitete 1912 die Passagierschifffahrten mit dem Motorboot „Seerose“ in die Wege. Bis 1927 bereicherte sich Tetzlaffs Passagierflotte um das Schiff „Herta“(1914) und das Ausflugsschiff „Heini“ (1925). 1927 begann das in Elbinger Werft gebaute Schiff „Konrad“ die regelmäßigen Schifffahrten auf der Wasserstrecke Ostróda-Elbląg.

Die Kriegshandlungen 1945 verursachten große Schäden an den technischen Anlagen des Kanals. Auf Anregung von Zygmunt Mianowicz und mithilfe von Adolf Tetzlaff wurde 1947 der Kanal wieder durchlässig gemacht und ein Jahr später wurden regelmäßige Passagierschifffahrten wiederaufgenommen.

Mitte der siebziger Jahre des XX. Jhs. wurden die Schiffe von der Masurischen Reederei Giżycko übernommen und anfangs der neunziger Jahre ging die Flotte in die Hände des Selbstverwaltungsbetriebs für Stadtverkehr in Ostróda über. Seit 2011 verwaltet der Schifffahrtsbetrieb Osterode – Elbing GmbH in Ostróda die „weiße Flotte“.

Auch 2011, laut der Verordnung des Präsidenten der Republik Polen, wurde der Elbinger Kanal als Denkmal der Geschichte anerkannt.

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